Der Kalte Krieg

Berlin ist das Symbol für den kalten Krieg in Europa par excellence. Hier begann er 1948 mit der Blockade und hier endete er auch 40 Jahre später. Zwei Ereignisse, ein tragisches und ein freudiges, kennzeichnen zwei Höhepunkte dieser Zeit: der Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 und ihr Fall am 9. November 1989. Die Berlinfrage zieht sich durch sämtliche Vereinbarungen der Alliierten am Ende des Zweiten Weltkrieges. Die 1944-1945 zwischen den USA, der Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich getroffenen Abkommen legten die Teilung des besiegten Deutschlands in vier Besatzungszonen fest, regiert von vier Oberbefehlshabern, welche gemeinsam den Alliierten Kontrollrat mit Sitz in der ehemaligen Reichshauptstadt bildeten. Berlin (883 km²) – ebenfalls in vier Sektoren aufgeteilt und gemeinsam verwaltet von der aus vier Militärgouverneuren bestehenden Kommandatura – befand sich aufgrund dieser Teilung inmitten der sowjetischen Zone, 180 Kilometer von der Grenze zu den westlichen Besatzungszonen entfernt. Diese besondere geopolitische Lage erwies sich jedoch als problematisch, sobald sich die Beziehungen zwischen den Alliierten verschlechterten.

Die Berlin-Krise von 1958

Zehn Jahre nach der Blockade war Berlin ab dem 27. November 1958 erneut Schauplatz einer internationalen Krise, als Nikita Chruschtschow den drei Westmächten ein Ultimatum stellte: Er verlangte nämlich von ihnen, West-Berlin binnen 6 Monaten zu einer „entmilitarisierten Freien Stadt” zu machen, andernfalls drohte er mit der Unterzeichnung eines Separatfriedens mit der DDR. Dieses Ultimatum war Ausgangspunkt für eine langanhaltende Krise, die im Bau der Berliner Mauer gipfelte und gleichzeitig auch damit endete. Die zunächst in Genf (Mai-August 1959), später in Paris (Mai 1960) und Wien (Juni 1961) geführten Berlin-Verhandlungen zwischen den Westmächten und der Sowjetunion verliefen ergebnislos.

Aufgrund des nicht abreißenden Flüchtlingsstroms, der die DDR destabilisierte, spitzten sich die Spannungen um Berlin immer weiter zu. Mehrfach verlangte Ulbricht von Chruschtschow die Zustimmung zur Ergreifung radikaler Maßnahmen. Auf einer Tagung der Ersten Sekretäre der Kommunistischen Parteien am 5. August in Moskau wurde seiner Forderung schließlich stattgegeben: Die Sektorengrenze in Berlin sollte dichtgemacht werden. Am übernächsten Tag erklärte Chruschtschow in einer Rundfunkansprache, das bequeme Schlupfloch nach West-Berlin müsse unbedingt gestopft werden. Diese besorgniserregende Nachricht rief bei den Fluchtwilligen Torschlußpanik hervor und löste eine neue Flüchtlingswelle aus: mehr als 4000 allein am 12. August!

Die Operation „Chinesische Mauer” wurde heimlich von Ulbricht beschlossen und von Honecker vorbereitet. Ihre Durchführung begann am 12. August gegen 16 Uhr, als Ulbricht den Befehl zur Schließung der Grenze unterzeichnete und an Honecker weiterleitete. In Vorbereitung dieser Operation wurden 40 Kilometer Stacheldraht und Tausende von Betonpfählen in Kasernen gelagert. Die Polizei und die nach dem Juni-Aufstand von 1953 geschaffenen Kampfgruppen wurden in Einsatzbereitschaft versetzt. Der Innenminister gab bekannt, daß Bürger der DDR für das Überschreiten der Grenze nach West-Berlin nunmehr einerbesonderen Bescheinigung bedürften. Um Mitternacht wurden die Sicherheitskräfte in Alarmbereitschaft versetzt; Einheiten der NVA fuhren überall in Ostberlin auf; 25 000 schwerbewaffnete Angehörige der Kampfgruppen und der Volkspolizei bezogen im Abstand von jeweils zwei Metern entlang der Demarkationslinie Stellung. Am 13. August 1961, einem Sonntag mitten in der Urlaubszeit, um 1.11 Uhr nachts meldete der Allgemeine Deutsche Nachrichtendienst (ADN), die offizielle Nachrichtenagentur der DDR, die Staaten des Warschauer Pakts hätten die ostdeutsche Regierung aufgefordert, eine wirksame Kontrolle um und in Berlin zu gewährleisten. Binnen einer Stunde waren 67 der 81 Grenzübergänge abgeriegelt; sieben weitere waren kurze Zeit später dicht. Der Verkehr zwischen der DDR und West-Berlin war unterbrochen. Der bisher noch durchgehende U- und S-Bahnverkehr zwischen den beiden Teilen der Stadt wurde eingestellt.

Unter dem Schutz von Volkspolizei und Volksarmee wurden die Zufahrtswege nach West-Berlin mit Stacheldrahtverhauen und Panzersperren blockiert.